2022 erschien ein vielversprechender wissenschaftlicher Übersichtsartikel über den Einsatz neuartiger Medikamente, den sog. JAK-Inhibitoren, bei systemischer Sklerodermie. JAK steht für Janus-Kinasen. Die Janus-Kinasen sind Enzyme, die Signale für verschiedene Botenstoffe (Zytokine) und Wachstumsfaktoren, die an der Entzündung, der Immunfunktion und an der Blutbildung beteiligt sind, von der Zelloberfläche in das Zellinnere weiterleiten. Die Blockade dieser Signale führt dazu, dass die Funktion dieser Zellen vorübergehend gehemmt wird. Das gezielte Eingreifen in den Zellprozess unterscheidet diese neuartigen Medikamente von den bisher bekannten, wenig selektiv wirkenden immunsuppressiven Medikamenten wie z.B. dem Kortison.
JAK-Inhibitoren werden mittlerweile in verschiedenen Bereichen der Medizin erfolgreich eingesetzt. Ihr Einsatz hat die Therapie bestimmter schwerer Erkrankungen durch ihre neue Wirksamkeit teilweise revolutioniert. Mittlerweile wurden JAK-Inhibitoren auch für die Behandlung der systemischen Sklerodermie versuchsweise verwendet – kontrollierte Studien fehlen noch - so z.B. Tofacitinib (Xeljanz®) und Baricitinib (Olumiant®). Ihr Einsatz bei systemischer Sklerodermie führte besonders zu einer Hemmung der Lungenfibrose und der Hautsklerose.
Doch nun tauchen erste und ernsthafte unerwünschte Wirkungen der JAK-Inhibitoren auf, die die Hersteller zu öffentlichen Warnhinweisen an die verschreibenden Ärztinnen und Ärzten, auch auf Druck der Zulassungsbehörden, veranlasst haben.
Gewarnt wird in diesem Zusammenhang vor
- einem erhöhten Risiko für schwerwiegende Infektionen,
- einer höheren Rate von Tumorerkrankungen besonders Lungenkrebs, Lymphome und dem weissen Hautkrebs,
- dem vermehrten Auftreten schwerwiegender Herz-Kreislauf-Komplikationen,
- dem vermehrten Auftreten von Lungenembolien und Thrombosen.
Diese erhöhten gesundheitlichen Risiken im Zusammenhang mit dem Einsatz von JAK-Inhibitoren gelten nach gegenwärtigem Wissensstand besonders für
- Patientinnen und Patienten mit einem Alter über 65,
- Patientinnen und Patienten die gegenwärtig rauchen oder früher geraucht haben,
- Patientinnen und Patienten mit anderen Risikofaktoren für bösartige Erkrankungen,
- Patientinnen und Patienten mit anderen kardiovaskulären Risikofaktoren
Bei diesen Patientinnen und Patienten dürfen JAK-Inhibitoren ab sofort nur noch eingesetzt werden, wenn keine geeigneten Behandlungsalternativen zur Verfügung stehen.
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