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Antikörper bei Sklerodermie: Bedeutung für Diagnose, Prognose und Therapie

Aktualisiert: vor 17 Minuten

Sklerodermie und Antikörper
Schädliche Antikörper bei Systemischer Sklerodermie

Schädliche Autoantikörper spielen eine zentrale Rolle als diagnostische Marker bei der systemischen Sklerodermie (SSc). Sie sind entscheidend für die Diagnose der Sklerodermie, die Klassifizierung der klinischen Subtypen und die Prognose der Krankheit. Die Verhinderung der Antikörperbildung ist zudem ein wichtiges Ziel der Immuntherapie der Sklerodermie. Die wichtigsten Autoantikörper, die routinemäßig bewertet werden, sind:


Anticentromer-Antikörper (ACA): Diese sind häufig bei Patienten mit begrenzter / limitierter Hautbeteiligung (lcSSc) und sind mit einem höheren Risiko für Lungenhochdruck (pulmonale arterielle Hypertonie (PAH)) sowie Beteiligung des Verdauungstraktes (gastrointestinale Manifestationen) verbunden. ACA-positiv zu sein, ist auch ein positiver prognostischer Marker, da er mit einer höheren Überlebensrate nach der Diagnose und weniger Nierenkrisen, weniger Herzmanifestationen und weniger Lungenfibrose (interstitielle Lungenerkrankungen (ILD) assoziiert ist.


Antitopoisomerase-I-Antikörper (ATA) - frühere Bezeichnung: Scl70-Antikörper: Diese sind typischerweise bei Patienten mit ausgedehnter Hautbeteiligung (diffuse systemische Sklerodermie) (dcSSc) vorhanden und korrelieren mit einem häufigeren Auftreten von interstitiellen Lungenerkrankungen, Fingergeschwüren (digitalen Ulzerationen - DU) und mit einer erhöhten Komplikationsrate im Rahmen von Nierenkrisen.


Anti-RNA-Polymerase-III-Antikörper (ARA): Diese sind fast ausschließlich bei Patienten mit diffuser SSc vorhanden und bedeuten ein erhöhtes Risiko für Nierenkrisen, ein erhöhtes Risiko für gastrointestinale Manifestationen und ein erhöhtes Risiko für Malignome. ARA-positiv zu sein, ist auch mit einem schnellen Fortschreiten der Hautbeteiligung verbunden.


Zusätzlich zu diesen klassischen Autoantikörpern gibt es eine Vielzahl anderer Autoantikörper, die mit spezifischen klinischen Ausprägungen und Krankheitsverläufen bei SSc assoziiert sind.


Neu ist die Erkenntnis, dass die Autoantikörper bei SSc auch pathogenetische Bedeutung für die Krankheit Sklerodermie haben, d.h. dass diese Antikörper einen direkten Einfluss auf das Krankheitsgeschehen ausüben:


Antitopoisomerase-I-Antikörper (ATA) fördern z.B. chronische Entzündungen und Fibrose.

Anticentromer-Antikörper (ACA) beeinträchtigen die Zellreparatur von glatten Gefäßmuskelzellen, was zu Gefäßkomplikationen führt.

Autoantikörper wie ACA und ATA können die Zellalterung von Endothelzellen, das sind Zellen an der Innenschicht der Gefäße, beschleunigen, was die Gefäßgesundheit beeinträchtigt und zur Krankheitsprogression beiträgt.


Neu ist auch die Erkenntnis, dass die Höhe des Antikörpertiters eine Bedeutung für die Schwere der systemischen Sklerodermie (SSc) hat. Verschiedene Studien haben gezeigt, dass höhere Antikörpertiter mit einer stärkeren Krankheitsaktivität und einem schlechteren Verlauf assoziiert sind. Hier sind einige Beispiele:


  1. Anticentromer-Antikörper (ACA): Höhere ACA-IgG-Titer wurden mit einem Fortschreiten von sehr früher SSc zu etablierter SSc in Verbindung gebracht. Patienten mit höheren ACA-IgG-Titern hatten ein höheres Risiko für Krankheitsprogression.


  2. Antitopoisomerase-I-Antikörper (ATA): Höhere ATA-Titer korrelieren mit einer schnelleren Entwicklung von interstitieller Lungenerkrankung (ILD), digitalen Ulzera und einer höheren Komplikationsrate bei Patienten mit renaler Krise (SRC). Patienten mit gleichzeitig vorhandenen ATA IgG- und ATA IgM-Antikörpern zeigten häufiger eine Krankheitsprogression im Vergleich zu Patienten mit nur ATA-IgG Antikörpern im Blut.


  3. Anti-RNA-Polymerase-III-Antikörper (ARA): ARA-positivität ist stark mit einer schnellen Progression der Hautbeteiligung und einem erhöhten Risiko für Nierenkrisen und Malignome verbunden. Höhere ARA-Titer können auch mit schwereren Manifestationen des Verdauungstraktes und mit einer schlechteren Prognose assoziiert sein.


Diese Beispiele zeigen, dass die Höhe des Antikörpertiters ein wichtiger Marker für die Krankheitsaktivität und Krankheitsschwere bei SSc sein kann. Eine genaue Überwachung der Antikörpertiter kann daher hilfreich sein, um die Krankheitsprogression zu beurteilen und die Therapie entsprechend anzupassen.


Neue therapeutische Ansätze zielen darauf ab, die schädlichen Wirkungen der Autoantikörper zu neutralisieren, die Entzündung und Fibrose zu reduzieren, die Gefäßgesundheit zu verbessern und die Funktion des Immunsystems zu modulieren, um den Krankheitsfortschritt zu verlangsamen.


Persönliche Anmerkung (mb) : Ein Beispiel hierfür ist die positive Wirkung des Medikaments Rituximab bei systemischer Sklerodermie, das durch seine Hemmwirkung auf Immunzellen zur Minderproduktion von schädlichen Antikörpern führt.

Es gibt außerdem Hinweise darauf, dass bestimmte Therapien, wie die Behandlung mit intravenösen Immunglobulinen (IVIG), positive Effekte auf die klinischen Symptome und die Krankheitsaktivität haben können. Beispielsweise wurde berichtet, dass die Behandlung mit intravenösen Immunglubulinen die gastrointestinalen Symptome bei SSc verbessern kann, möglicherweise durch Neutralisierung schädlicher Autoantikörper.


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